Kawumm – neu im GOP

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Die wundersame Geschichte vom dicken Mann, der beinahe nichts konnte

Im Rahmen eines Empfangs vor der Premiere der neuen Show „Kawumm“ im GOP sprach Regisseur und Darsteller Markus Papst darüber, wie das Programm geboren wurde. Er selber habe sich diese Show zum 50. Geburtstag geschenkt und sie seinem Vater gewidmet, der als Schaufensterdekorateur die Familie nicht ernähren konnte und daher auf eine Beschäftigung als Buchhalter umsatteln musste. Seine Kreativität lebte aber dennoch weiterhin unerfüllt in ihm. Diese Vorbemerkung muss man kennen, will man sich irgendwie in das sehr abwechslungsreiche Programm einfühlen.

Werner Buss und Markus Papst stellen die Show „Kawumm“ vor (Bild: Reiner Knudsen)

Die Geschichte beginnt in einem mehr oder weniger öden Buchhalterbüro. Hier erlebt der Zuschauer einen dezent verwirrenden Tanz mit Aktenordnern. Kurz darauf springt die erzählte Szene zu einem Picknick in Tannenbusch (?) dargestellt mit einer Windmaschine und herumfliegenden Taschentüchern (??). Wie auch immer: Bei diesem Picknick macht es Kawumm und Herr Mutzmann, der Buchhalter, findet sich in der Welt seiner Fantasien wieder. Und weil Fantasien bunt und wild sind und keinem roten Faden folgen, muss sich der Zuschauer auch nicht grämen, wenn ihm eben dieser während der Show häufiger abhanden kommt.

Die etwas andere Show

Kawumm, so war vor der Veranstaltung zu vernehmen, sei eine völlig andere Show, als wir sie im GOP bisher erlebt haben. Auch wenn diese Aussage fast vor jeder Veranstaltung in irgendeiner Form zu hören ist, in diesem Fall trifft sie ins Schwarze. Das Programm ist eher ein Schauspiel mit Musik und Wortakrobatik. Eingestreut werden musikalische Elemente und natürlich die Varieté-Akrobatik, die der GOP-Zuschauer gewohnt ist. Interessanterweise fließt das Programm insgesamt sehr harmonisch dahin. Hier werden die akrobatischen Elemente nicht durch musikalische Einlagen oder Comedy verbunden, wie es sonst häufig der Fall ist. Vielmehr gehen die einzelnen Acts fast übergangslos über die Bühne.

Der Aktenordnertanz – kurz darauf gefolgt von Barbie und einem Teddybären (Foto: Reiner Knudsen)

Dennoch haben wir uns am Tisch in der Pause gefragt, was das denn nun eigentlich war. Die Windmaschine, Barbie und Pinoccio, die sich mit einem überdimensionale Teddybären verbünden und vor allem der Dauer-Comedy-Teil von „Helmut“, dem irgendwie nicht ganz knusperen … ja, was eigentlich? Alter-Ego? Auch das wird irgendwie nicht wirklich greifbar. Immerhin kommen wir so mit unseren Tischnachbarn ins Gespräch.

Ein bunter Misch von Show-Elementen

Der zweite Teil wirkt dann insgesamt etwas greifbarer, zugänglicher. Immer wieder ist jetzt Markus Papst selber in diversen Rollen zu sehen. Er singt, er spricht – und was er sagt, das hat ohne weiteres Gewicht. Insgesamt hatte ich nun auch das Gefühl, dass die Show etwas mehr Fahrt aufnahm. Die Riege der elf Darsteller präsentiert sich in sehr unterschiedlichen Rollen, aber immer in hoher Qualität. Sei es der sehr an Tim Curry in der „Rocky Horror Picture Show“ erinnernde Jack Woodhead, der nicht nur am Klavier eine ausgezeichnete Figur macht, sondern auch in seinen gewagten High Heels. Auch die LED-Stick-Nummer von Donial Kalex, der im zweiten Teil eine Jonglier-Nummer zeigt, ist ein echter Hingucker. Wie macht der das?

Es geht aber auch ganz anders: Mit seiner unglaublichen Stimme schmettert Ye Fei, den Papst in einem chinesischen Restaurant entdeckte, sein „Nessun Dorma“ von der Bühne, dass das sonst lautstark begeisterte Publikum ehrfürchtig schweigt. Diese Show hat so viele verschiedene Momente – Varieté eben, Abwechslung, Verschiedenheit.

monalaura am Vertikaltuch (Foto: Reiner Knudsen)

Mein persönlicher Favorit des Abends aber sind eindeutig monalaura, Mona Tesch und Laura Barkowski. Die beiden Frauen, die in kraftvoll-graziler Weise ihr Können am Vertikaltuch bzw. am „Cube“ zeigen, sind einfach unwiderstehlich. Es ist ungewöhnlich, zwei Frauen in dieser Kombination zu sehen und ein völlig neues Erlebnis.

Am Ende kehren wir in das Buchhalterbüro zurück. Ein riesiger bunter Vogel und ein Marienschrein zieren die Kulisse. Man muss das nicht verstehen. Sofern die Symbolik für Papst und sein Team erfahrbar ist, soll das für mich auch reichen.

Traut euch, eigene Fantasien zu leben

Im Nachhinein wird mir klar, dass es gar nicht um eine durchgängige Show geht. Es geht um eine Fantasie – und die sind, wie gesagt, gerne wild und konfus und bunt. Markus Papst lädt uns ein, an dieser Fantasie teilzuhaben. Er formt sie aus Musik, Witz, schrillen Typen und toller Akrobatik. Wir dürfen an etwas teilhaben, das uns faszinieren kann, sich aber unserer Logik entzieht. Vielleicht entdeckt der eine oder andere eigene Bilder in dem bunten Treiben auf der Bühne. Das kleine Ensemble will auf jeden Fall Mut machen, diese eigenen Fantasien zu entdecken.

Finale: Kopfüber hängt Markus Papst. (Bild: Reiner Knudsen)

Am Ende hängt Markus Papst kopfüber am Trapez und fragt „Was mache ich eigentlich hier?“ – gleich darauf fordert er uns alle auf, immer mal wieder an diesen Abend zu denken, wenn wir selber in unseren Büros sitzen und unsere Fantasien irgendwo in unserem Kopf Wahrnehmung verlangen.

Alles ist hell und grell – dabei brauchen wir das Leise, das Tiefe.

Markus Papst in „Kawumm“

Die Show „Kawumm“ läuft im GOP in Bonn vom 12. September bis 03. November 2019 jede Woche von Mittwoch bis Sonntag. Eintrittskarten gibt es ab 29 Euro.

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