"Selfie-Labor" von Miriam Hamel und Ali Monzavi; Foto mit Nina Herold
Zum Ausprobieren: „Selfie-Labor“ von Miriam Hamel und Ali Monzavi

Gesicher Bonns, von Fotografin Beatrice Treydel liebevoll ausgewählt, erschienen jüngst gar in Buchform – dass Bonn vielleicht noch ganz andere Gesichter zu bieten hat, zeigt die am 8. Januar im Künstlerforum Bonn eröffnete Ausstellung „Selfie“ der lokalen Künstlergruppe Amorph – eine Ansammlung an Bonner Gesichtern aller Farben und Formen und aus den unterschiedlichsten Materialien. „Selfies“ sind nicht erst seit der Erfindung des Smartphones und der Generation „Social“ en vogue – bereits in der Antike spielt das Selbstporträt als eigenes Genre in der Kunstwelt eine Rolle. Ausstellungen zu Vincent van Gogh oder Frida Kahlo werben heute oft mit den markanten Selbstporträts der prominenten Künstler.

Die Ausstellung der Künstlergruppe Amorph zeigt neben phantasie- und eindrucksvollen Installationen von Men Duri Melcher oder Sylvia Liebertz, in denen sich die Besucher oftmals selbst widerspiegeln, zu 80 Prozent Malerei. Zahlreiche interessante und eher gegenständliche Selbstporträts stehen neben naiver, abstrakter oder konstruktivistischer Malerei oder Objektkunst. In einer sogenannten Facebox, einem abgeschlossenen Raum auf der oberen Etage des Künstlerforums, können sich Besucher der Ausstellung vor Ort von Künstlern porträtieren lassen. Der Hang zum Narzissmus, der hinter dem Selfie-Trend steht, wird in einigen Kunstwerken reflektiert und hinterfragt.

Der Sohn der Künstlerin findet sich ein in "Hier bin ich" von Nina Herold
Posieren in der Lücke: „Hier bin ich“ von Nina Herold

Immer wieder stechen perspektivisch und farblich ungewöhnliche Bilder hervor, die den Menschen etwa gesichtslos und schmerzvoll anonym eingebunden in eine karge Umwelt zeigen, wie etwa in Aida Arandan Yamchis bemerkenswertem Ölbild In Perpetuum. Es gibt aber auch Werke, in denen die titelgebende Figur gleich geheimnisvoll ganz verborgen bleibt, wie etwa in Nina Herolds Hier bin ich. „Jeder möchte doch gerne an besonders eindrucksvollen Orten porträtiert sein“, so die Künstlerin, die in ihrem Acrylbild den Betrachter anhand eines Umrisses freistellt, ob er sich in das Geschehen eines wild tosenden Großstadtdschungels einordnen möchte.

Wandobjekt "Alpha" von Menduri Melcher mit dem Künstler
Wandobjekt „Alpha“ von Men Duri Melcher mit Künstler

Bei der Ausstellungseröffnung machten zahlreiche Besucher Selfies mit den Kunstwerken, etwa mit den kunstvollen Installationen von Men Duri Melcher, wie dem in einem dunklen Nebenraum manchmal illuminierten Wandobjekt „Alpha“. Zunehmend werde bei sogenannten Selfie-Contests sogar auf sozialen Netzwerken weniger auf Quantität und mehr auf Qualität geachtet, so Professor Thomas Egelkamp bei der Einführungsrede zur Vernissage – Der gezeigte Schnappschuss eines Lebensausschnittes solle hierbei nicht zu gestellt und eher spontan wirken, wie auch einige der Kunstwerke der Ausstellung von über 25 Künstlern aus Bonn und Umland. Für ein abwechslungsreiches und stimmungsvolles musikalisches Rahmenprogramm sorgten bei der Vernissage unter anderem Theresia Tarcson, Teresa Wirtz und Tobias Stutz.

Die Ausstellung SELFIE im Künstlerforum Bonn, Hochstadenring 22-24, 53119 Bonn, geht noch bis zum 24. Januar 2016. Öffnungszeiten: Di-Fr 15 bis 18 Uhr, Sa 14 bis 17 Uhr, So 11-17 Uhr. Als Finissage gibt es eine Selfie-Party am 23. Januar ab 19 Uhr. Künstlergruppe Amorph   

Weitere Impressionen von der Vernissage

Ein Bericht über die Buchbar der Künstlergruppe Amorph

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