Internationale Stummfilmtage 2016, Tag 1

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Bonn ist nicht nur Beethoven, sondern auch Stummfilm. Und das bereits seit 1985. Vor mittlerweile 31 Jahren fanden die ersten Internationalen Stummfilmtage statt. Am gestrigen Abend startete das 32. Bonner Sommerkino im Innenhof der Universität Bonn.

Die Stummfilmtage sind eine feste Größe in der Bonner Kulturlandschaft. Gegründet haben das Festival 1985 Stefan Drößler und Matthias Keuthen. Drößler, heute Leiter des Filmmuseums München, ist als künstlerischer Leiter auch heute noch dabei. An 11 Tagen im August werden unter freiem Himmel etwa 25 Stummfilme gezeigt und live von Musikern, in der Regel am Piano, begleitet.

Im Arkadenhof des Kurfürstlichen Schlosses sind Stühle für rund 1.500 Besucher aufgestellt, der Eintritt ist frei. Das Festival finanziert sich durch Sponsoren und Spenden.

Verregneter Auftakt

Bei den vergangenen Veranstaltungen war es am Eröffnungsabend schwierig, einen der Stühle zu ergattern. Das war in diesem Jahr anders. Dauerregen und kühle 14 Grad schreckten viele Menschen ab, so dass der Innenhof geschätzt nur zu einem guten Drittel gefüllt war.

Langjährige Besucher der Stummfilmtage sind schlechtes Wetter gewohnt – schließlich finden die Veranstaltungen bei jeder Witterung statt, sodass die Stimmung trotz Feuchtigkeit und Kälte gut war. Und wer kam, hatte vorgesorgt und Regenkleidung an. Wer keinen Schutz dabei hatte, konnte für kleines Geld einen Regenponcho kaufen.

Nur langsam füllten sich am gestrigen Abend die Stuhlreihen, bevor es kurz nach 21 Uhr mit der Filmvorführung losging. Zuvor wollten die Stühle mit Lappen aber noch vom Wasser befreit werden.

Projektleiterin Sigrid Limprecht hieß die ca. 500 Gäste willkommen, Stefan Drößler führte wie gewohnt kurz in die an diesem Abend gezeigten Filme ein. Joachim Bärenz nahm im überdachten Bereich des Hofes am Piano Platz und dann hieß es auch schon: Film ab!

Die Filme

Im ersten Film, Lily et Teddy aux bains de mer (Lily und Teddy am Strand), sehen die Zuschauer zwei Kinder während des Urlaubs am Meer. Der nur sechs Minuten kurze Film aus dem Jahr 1917 wurde digital restauriert und ist vor allem wegen der Schablonenkolorierung interessant, die, so das Programmheft, ihm den „Charme von alten, aufwändig handkolorierten Postkarten verleiht.“ Eine amüsante und kurzweilige Angelegenheit in einer norwegischen Kopie mit norwegischen Zwischentiteln (selbstverständlich zusätzlich mit deutscher Übersetzung).

Der Hauptfilm des Abends entführt die Festivalbesucher nach Hollywood. When the Clouds Roll By (mit dem dämlichen deutschen Titel Fairbanks ist verrückt) ist eine temporeiche, absurd-groteske Komödie mit dem Hollywood-Star der Stummfilmzeit, Douglas Fairbanks.

Die Handlung: Ein Psychologe (Dr. Ulrich Metz) will einen abergläubischen Mann (Douglas Fairbanks alias Daniel Boone Brown) in einem aberwitzigen Experiment in den Wahnsinn treiben. Die Figur des Protagonisten ist so angelegt, dass Fairbanks seine physische Fitness voll ausspielen kann. Fassadenklettern ist Alltag für Brown, der in dieser rasanten Komödie am Ende doch noch die Oberhand behält.

Fazit

Ein gelungener Auftakt für das 32. Bonner Sommerkino, das am heutigen Freitagabend mit den Filmen Scherben und Mantrap (Der Weiberfeind) bei besserem Wetter in die zweite Runde geht.

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