Bei sommerlichen Temperaturen verbringt man den Abend eigentlich lieber im Freien und am besten noch im kühlen Nass. Dass es auch anders geht, zeigt seit gestern das Varieté-Theater GOP Bonn. Direktorin Julia Freier hat mit der Show WET das kühle Nass für die nächsten Wochen in das Bonner Bundesviertel geholt.
Noch bevor es losgeht, darf Cornelia Froboess vom Band ihren 1950-er-Jahre Hit Pack die Badehose zum Besten geben. Dann geht der Vorhang auf und die, ohne die in den nächsten zwei Stunden nichts geht, ist gleich mehrfach auf der Bühne zu sehen: Es ist die klassische, weiße Badewanne. Das ansonsten eher wenig beachtete Behältnis zur Körperpflege dient dem achtköpfigen Ensemble aus Komikern, Sängerinnen und Akrobaten als Gegenstand für allerlei mögliche und unmögliche Showeinlagen.
Die Zuschauer kommen gleich zu Beginn auf ihre Kosten und erhalten auch in den hinteren Reihen ein paar Wasserspritzer gratis. Im weiteren Verlauf kommt das Element des Abends allerdings spärlich zum Einsatz – die Wanne bleibt immer wieder trocken. Die Show leidet insgesamt etwas unter Trockenheit, was die Künstlerinnen und Künstler mit ihren atemberaubenden Fähigkeiten aber mehr als wieder wet(t) machen.
Das Publikum jedenfalls geht voll mit, vor allem, als sich kurz vor der Pause Handstand-Akrobat Anton Belyakov als perfekter Beherrscher von Wasser, Wanne und eigenem Körper zeigt. Regie, Licht, Musik und Artist sind in dieser Performance genau aufeinander abgestimmt. Die Zuschauerinnen und Zuschauer goutieren den Höhepunkt des Abends mit großem Applaus.
Sympathieträger Adem Endris jongliert sich in die Publikumsherzen
Die zweite Hälfte beginnt mit einem gefälligen Wischmopp-Ballett. Überhaupt macht der Wechsel aus Körperbeherrschung und humoristischen Einlagen die Show zu einem kurzweiligen Varieté-Vergnügen. Die Darstellerinnen und Darsteller haben sichtlich Spaß an der Sache. Besonders merkt man das Jongleur Adem Endris an, der das Publikum in seine „Bouncing“ genannte Kunst einbindet und sich den Sympathien von Jung und Alt sicher sein kann.
Dazwischen gibt es immer wieder Gesangseinlagen von Jutta Koch, die in ihren Auftritten humoristisch 300 Jahre Musikgeschichte zitiert. Das geht von Mozart über Händel, Schuman, Schönberg bis zu den Beatles. Leichtlustige Unterhaltung, bei der in Bonn nur noch Ludwig van Beethoven fehlt.
Für den zweiten Höhepunkt des Abends sorgt Daniel Stern an den Strapaten. Und auch hier kommt – endlich – wieder jede Menge Wasser von der Decke. Davon hätte man sich mehr gewünscht, aber es ist Klagen auf hohem Niveau. Am Ende der rund zweistündigen Show ist das Publikum jedenfalls in bester Stimmung. Mehr kann sich ein Varieté-Theater eigentlich nicht wünschen.
Abstimmung neben der Bühne noch ausbaufähig
So perfekt die Choreografien auf der Bühne sind, so wenig abgestimmt scheinen die Handgriffe im gastronomischen Bereich zu sein. Seit der Eröffnung des GOP am Standort in Bonn im vergangen September gab es hier offenbar noch wenige Fortschritte. Das Personal ist äußerst freundlich und zuvorkommend, stellt sich jedoch erst spät am Tisch vor, wobei die Bestellung der Getränke schiefläuft und letztlich fast eine halbe Stunde dauert. Das aber ist an einem ansonsten perfekten Abend nur ein kleiner Wermutstropfen in einem ansonsten ungetrübten Badespaß.
Tickets für WET im GOP Varieté-Theater Bonn gibt es von 29 bis 54 Euro, wobei Kinder in den NRW-Sommerferien in Begleitung eines zahlenden Erwachsenen freien Eintritt haben.
Offenlegung: Ich wurde zusammen mit einer Begleitung zu der Show inklusive Dreigängemenü eingeladen. Ob und wie ich zu berichten habe, wurde mir nicht vorgeschrieben.
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