Bonner Organisationen zeigen Flagge zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni mit diversen Veranstaltungen und Aktionen, darunter eine von der UNO-Flüchtlingshilfe initiierte Blogparade.
Nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) sind weltweit mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht oder ihrer Heimat vertrieben– so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Sie fliehen vor Konflikten, Menschenrechtsverletzungen, politischer, ethnischer und religiöser Verfolgung, Armut und zunehmend auch vor den Auswirkungen des Klimawandels.
Derzeit leben fast 2500 Asylbewerber/innen und Flüchtlinge aus über 40 Nationen in Wohnheimen und Unterkünften, die von der Stadt Bonn betreut werden. Hinzu kommen Hunderte, die bei Verwandten und Freunden leben oder bereits eigene Wohnungen gefunden haben. Gut ein Drittel der Flüchtlinge in Bonn stammt aus Syrien.
Unzählige Bonner Bürger haben seit 2015 Geflüchteten ehrenamtlich geholfen, in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen und tatkräftig gezeigt, dass WIR IN BONN DAS SCHAFFEN können. Das ist die gute Nachricht.
Die schlechte Nachricht ist, dass die EU ihre Aussengrenzen dicht gemacht und die „Flüchlingskrise“ outgesourct hat. Andere Länder haben viel mehr Geflüchtete aufgenommen als Deutschland und benötigen unsere Hilfe und Solidarität. Über 1800 Menschen sind laut der UN Migration Agency (IOM) seit Jahresanfang bereits im Mittelmeer ertrunken.
Die in Bonn ansässige UNO-Flüchtlingshilfe, der deutsche Partner und Spendenarm des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR), hat deshalb zu einer Blogparade am Weltflüchtlingstag aufgerufen. Bloggerinnen und Blogger aus der ganzen Republik werden sich daran am 20. Juni beteiligen und zum Thema Flucht, Fluchtschicksale und das Zusammenleben in Deutschland berichten.
Unterstützt wird der Aufruf auf nationaler Ebene u.a. von HuffPost, A Syrious Look, Kiron, dem Berliner Tagesspiegel sowie loklalen Bürgermedien in vielen Städten. Die Bonner Blog Community will sich ebenfalls beiteiligen. Gastbeiträge von Geflüchteten und ehrenamtlich Engagierten sind sowohl bei Bundesstadt.com als auch in dem mehrsprachigen Bonnections Blog (DE, EN, AR) herzlich willkommen.
Für Peter Ruhenstroth-Bauer, dem Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, ist das breite Engagement der Netzgemeinde ein erster, wichtiger Schritt: „Die große Resonanz der jungen Blogger-Gemeinschaft zeigt, wie wichtig das Thema ‚Flucht‘ für viele Menschen geworden ist.“
Die UNHRC Kampagne hat zum Ziel, möglichst viele Menschen in Deutschland zu motivieren, die globale #WithRefugees Petition zu unterzeichnen, um eine bessere Zukunft für Flüchtlinge und ein Leben in Sicherheit mit Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten für sie zu schaffen.
Refugee Voices
Anlässlich des World Refugee Day gibt es eine Reihe von Veranstaltungen in Bonn, die darauf abzielen, dass die Stimmen von Geflüchteten Gehör finden.
Am 20. Juni wird der syrische Autor Hamid Sulaiman um 20 Uhr sein Buch „Freedom Hospital“ im Buchladen Le Sabot in der Altstadt (Breite Str. 76, 53111 Bonn) vorstellen. Die Lesung und Diskussion wird auf Englisch geführt werden. Das Buch ist eine Graphic Novel über das Leid in Syrien. das Anfang des Jahres im Hanser Verlag auf deutsch erschienen ist. Sulaiman hat in Damaskus Architektur studiert, ist 2011 nach Paris geflohen und derzeit in Bonn für eine Künstler-Residenz.
In der Evangelischen Lutherkirche (Reuterstr. 11, Bonn Poppelsdorf) findet am 20. Juni um 19.30 Uhr eine Benefizveranstaltung zugunsten von Medinetzbonn e.V. statt. David Stahl (Sax) und Johannes Schwerdt (Piano) spielen Stücke von Brahms, Debussy, Monti und vielen weiteren.Dr. Giorgia Sogos und J. Michael Fischell lesen aus dem Buch „Flüchtlinge erzählen – Weisst Du, wer ich bin?“.
Let’s give peace a chance
Im Beueler BonnLAB (Zingsheimstr. 2, 53225 Bonn) findet am 20. Juni um 19 Uhr die Auftaktveranstaltung für eine neue Initiative statt: Peace Lab Europe – Entdecke, nutze und forme die Möglichkeiten. Das Peace Lab Europe möchte bereits im Friedensbereich engagierte Organisationen mit neuen grassroots Gruppen, Geflüchteten und interessierten Bonnern in Kontakt bringen und so auch zu einer Verbreiterung und Verjüngung der Friedensbewegung allgemein beitragen.
„Wir wollen darüber sprechen, wie das Peace Lab Europe helfen kann, ihren „Impact“ zu maximieren,“ sagt Projektinitiatorin Isabelle Casel. „Das Projekt ist noch neu, formbar und ausbaufähig und soll von den Menschen leben und gestaltet werden, die sich darin einbringen.“
Music for hope
Die Bilder des in den Trümmern des Jarmuk Flüchtlingslagers Klavier spielenden Künstlers Aeham Ahmad gingen um die Welt.
Nachdem die Terrormiliz ISIS im Frühjahr 2015 das palästinische Flüchtlingslager in Damaskus eroberte und er in einer Bombenexplosion verletzt wurde, floh er über die Türkei und die Balkanroute nach Deutschland. Ahmad lebt heute im hessischen Wiesbaden vereinigt mit seiner Frau und zwei Söhnen, die im August letzten Jahres nach Deutschland ausreisen konnten. Seine bewegende Geschiche wurde in dem Comic Bewegte Tasten erzählt.
Die UNO-Flüchtlingshilfe veranstaltet eine Benefizveranstaltung für Syrien am 27. Juni, um 19:30 Uhr im Rheinischen Landesmuseum. Die Veranstaltung beginnt mit einem Konzert des syrischen Pianisten Aeham Ahmad.
Er wurde in Bonn bekannt, als er im Dezember 2015 den ersten Beethoven-Menschenrechtspreis erhielt. In dem Bonnections Podcast, aufgenommen am 7. Dezember 2016 nach einem Konzert bei der GIZ in Bonn, erzählt Ahmad über seine eigene bewegende Geschichte und die dramatische Lage der bis heute im syrischen Bürgerkrieg eingefangenen Zivilbevölkerung.
Nach seinem Konzert am 27. Juni zeigt die UNO-Flüchtlingshilfe in Kooperation mit der Bonner Kinemathek/Kino in der Brotfabrik das syrische Film-Kriegsdrama Innenleben. Der Film des belgischen Regisseurs Philippe Van Leeuw hat bei der diesjährigen Berlinale den Publikumspreis gewonnen.
Während draußen der Krieg tobt, verwandelt die resolute Oum Yazan ihre kleine Wohnung in einen sicheren Hafen für Familie und Nachbarn. Bestürzend intensiv zieht der Film den Zuschauer in die Wirklichkeit einfacher Menschen hinein, für die das einst traute Heim zum letzten Zufluchtsort wird und jede noch so kleine Entscheidung über Leben und Tod bestimmen kann. Hier ist der Trailer.
Der Beitrag wurde erstmalig am 17.06.17 auf Bonnections veröffentlicht.
[…] (Auszug das Artikels von Sandra Prufer im Blog „Bundesstadt.com“ der Stadt Bonn) „Die schlechte Nachricht ist, dass die EU ihre Aussengrenzen dicht gemacht und die „Flüchlingskrise“ outgesourct hat. Andere Länder haben viel mehr Geflüchtete aufgenommen als Deutschland und benötigen unsere Hilfe und Solidarität. Über 1800 Menschen sind laut der UN Migration Agency (IOM) seit Jahresanfang bereits im Mittelmeer ertrunken. […]