Beim Taekwondo wird jede Bewegung auf der Matte akribisch beobachtet

Zwei sportliche Großereignisse prägten die Wahrnehmung in der Stadt Bonn am Wochenende in einer Weise, die unterschiedlicher nicht hätte sein können: der Deutsche Postmarathon und der President’s Cup der ETU, der European Taekwondo Union.

Der 16. Postmarathon gehört zweifellos zu den sportlichen Highlights der Bundesstadt und ist bekannte und liebgewordene Tradition. Mehr als 13.000 Läufer, sowie einige Skater und Handbiker, begaben sich auf die halbe oder die volle klassische Marathon-Distanz, um mit sich und dem inneren Schweinehund zu kämpfen und die Ziellinie vor dem Alten Rathaus zu erreichen. Einen Kilometer vor dem Ende der Strecke sah man dann auch die Auswirkung dieser Tortur auf den Gesichtern, locker lächelnd die einen, die austrainierten Läuferasse, die noch in der Lage waren, auf die engagiert anfeuernden Zuschauer am Streckenrand zu reagieren, rotgesichtig kämpfend die anderen, die es bis hierher geschafft hatten und die um keine Macht der Welt auf dem letzten Kilometer aufgeben würden. Natürlich war auch Ehrgeiz im Spiel, der Ehrgeiz, eine eigene Bestzeit zu laufen, der häufige kurze Blick auf die Uhr war ein Indiz dafür.

Das Wetter war wunderbar, viele Tausende gutgelaunter Zuschauer säumten die Laufstrecke, die Organisation lief routiniert und ohne nennenswerte Zwischenfälle und alle, die das Zielband sahen, waren glückliche Sieger.

Gewonnen haben übrigens, so gut wie immer, die Profis aus Afrika, die eben in einer anderen Liga zuhause sind und das Preisgeld unter sich ausmachten.

 

Das zweite Großereignis fand nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf dem Hardtberg, im Telekom Dome statt. Hier hatten sich bereits seit dem Donnerstag vorher über 2.500 Athleten, Betreuer und Organisatoren der ETU, der Europäischen Taekwondo Union aus 70 Ländern zum President’s Cup versammelt, um in vier Tagen ihre Sieger zu ermitteln und Weltcuppunkte zu erringen  und um die Zulassung zu Europa- und Weltmeisterschaften zu kämpfen.

Sechs blaurosa Kampfzonen sahen über 1.000 Zweikämpfe in unterschiedlichen Gewichts- und Altersklassen. Die Athleten, jeweils mit blauem oder rotem Helm und Schutzweste, ein Kampfrichter, mehrere Punktrichter an den Ecken des Feldes, und etwa 10 Personen pro Feld mit aufwendiger IT-Technik am Tisch verfolgten die Kämpfe akribisch und gaben die Wertung auf den öffentlich sichtbaren Monitoren ein. In drei kurzen Kampfpausen munterten die Trainer ihre Schützlinge am Rande an der Bande je nach persönlichem Temperament intensiv auf, bevor diese sich wieder ihrem Zweikampf stellten. Dann eine kurze Verbeugung und los ging die „Beinarbeit“. Wie bei vielen fernöstlichen Kampfsportarten ist der Kampfrichter der Boss, sein Ruf und seine Entscheidung wird unverzüglich beachtet und mit einer Verbeugung akzeptiert.

In den vier Tagen glich der Telekom Dome einem Feldlager. Jede Nation hatte ein Eckchen belegt, und wenn die eigenen Kämpfer antraten, gab es natürlich lautstarke Unterstützung von den Rängen. Bei sechs gleichzeitigen Kämpfen eine babylonische Kakophonie. Ansonsten: Disziplin und Konzentration. Bonner Zuschauer: nicht erkennbar. Bonner Repräsentanten: OB Ashok Sridharan am 2. Wettkampftag beim VIP-Empfang in der Rotunde. Offizielle Bonner Mitteilung: 7 Textzeilen im Newsletter der Bundesstadt mit Link zum Veranstalter (englisch).

Der 16. Deutsche Postmarathon in Bonn hat die ihm gebührende Aufmerksamkeit erfahren der ETU President’s Cup nicht.

Und die Bundesstadt Bonn verpasste mal wieder die Chance, ihe internationalen Sportereignisse zu würdigen und sich dem Anlass entsprechend darzustellen. So flatterten nur die Fahnen der Telekom und eines Burgerbraters im Hardtberger Wind. Ist es eigentlich zuviel verlangt, wenn man fordert, dass die Stadt ihre Chancen nutzen sollte, um sich nach außen darzustellen?

Den stets herausgestellten internationalen Ambitionen der Bundesstadt tut man so keinen Gefallen. Ein paar Fahnen, einen Zentner Haribo-Gummibärchen für die jüngeren Teilnehmer und einen Empfang der Repräsentanten der 70 Nationen im Gobelin-Saal wäre wohl mindestens angemessen gewesen und hätte auch die überörtlichen Medien interessieren können und den Ruf der Stadt in der Welt gefördert.

Was macht eigentlich das für die Außendarstellung der Stadt zuständige Presseamt? Der OB nimmt zwar als engagierter Einzelkämpfer den Marathon und den President’s Cup war und ist auch bei den Capitals zugegen, nötig wäre aber wohl eine deutliche Ansage an seine PR-Abteilung gewesen. Oder reicht es der Stadt aus, nur in den örtlichen Medien präsent zu sein?

Fotos: Adelt

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