Am Donnerstagabend war es wieder so weit. Premiere. Die neue Show „Appartement“ im GOP Varieté-Theater Bonn stand erstmalig auf dem Programm.
Alles passte. Sogar das Wetter: ein bisschen Sonne, ein bisschen Wolken, ein bisschen Regen. Endlich wieder Varieté-Wetter. Denn die letzten Monate waren nicht nur für die Bauern kein Zuckerschlecken. Auch für die Varietés war der Sommer viel zu warm und viel zu trocken wie der künstlerische Direktor des GOP Werner Buss gewohnt eloquent anklingen ließ. Daher freue er sich jetzt besonders auf die kommenden zwei Monate.
Das Setting von „Appartement“ hörte sich gleich recht vielversprechend an. Es geht um das nicht mehr ganz taufrische Pärchen Madame und Monsieur du Fèvre. Dabei legen die beiden besonderen Wert auf das „du“ (von) in ihrem Namen, zeigt es doch, dass sie von adeligem Geschlecht sind. Nur leider sind sie auch total verarmt. Deshalb holen sie sich Studenten ins Haus, um sich über die Mieteinahmen zu finanzieren.
Und so wird ihr einst vornehmes Haus in Paris zu einer WG, in der es alsbald im wahrsten Sinne des Wortes drunter und drüber geht.
Die Truppe ist bunt zusammengewürfelt: da sind die beiden Zwillingsbrüder, die unterschiedlicher vom Aussehen nicht sein könnten. Da ist der italienische Personal-Trainer, der schnell ein Auge auf Madame du Fèvre geworfen hat; da gibt es die kleine, scheue Studentin, die einer Dachluke des Hauses wohnt; und da ist der introvertierte Einzelgänger, der nur in Unterhose und Bademantel rumläuft. Außerdem zugegen der Butler des adligen Ehepaars. Schließlich zieht als letztes mit Pauken und Trompeten eine rothaarige Tänzerin in die Wohngemeinschaft ein und alles durcheinander wirbelt.
Appartement besticht mit Artistik und Komik
Jeder Mitbewohner hat eine künstlerische Spezialität, die er eindrucksvoll präsentiert: vom russischen Barren, über das Vertikaltuch, bis hin zum Cyr-Wheel, eine Art Rhönrad, mit nur einem einzigen Reifen. Inspiriert von ihren akrobatischen Untermietern versuchen die beiden adligen Hausbesitzer es ihren jungen Mitbewohnern nachzutun. „Amour“ und Alkohol tun ihr Übriges. Das kann natürlich nur kläglich scheitern. Aber gerade dieses Scheitern wird so perfekt und gekonnt inszeniert, dass die Auftritte der beiden in einer grandiosen Komik gipfeln.
Artistisch ist das Programm über jeden Zweifel erhaben, aber sie steht nicht im Vordergrund. Es ist die professionelle Unbeholfenheit von Tamara Bousquet und Phillipe Trépanier, die hier den Akzent setzt und das Publikum Tränen lachen lässt.
Die Regisseurin Sabine Rieck, die auch schon für „Karussell“ und „La Luna“ verantwortlich war, hat mit „Appartement“ für zwei sehr heitere und kurzweilige Stunden gesorgt.
Abgerundet wurde der Abend durch ein wirklich sehr leckeres 3-Gänge-Menu, bei dem ich mich einmal mehr gefragt habe, wie es Großküchen nur hinbekommen, so perfekt für so viele Personen zu kochen.
Mit einem großen Lächeln an die Show, einer Tom-Waits-Liedzeile auf den Lippen, die auch in „Appartement“ ihren Platz hatte, bin ich an diesem Abend eingeschlafen: „The piano has been drinking – not me, not me, not me …“
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Die Vorstellungen finden von Mittwoch bis Sonntag statt. „Appartement“ läuft noch bis zum 4. November 2018. Eintrittskarten sind bereits ab 29,- € erhältlich.
Offenlegung:
Zu der Presse-Premiere inklusive Menü wurde ich mit Begleitung eingeladen. Man hat mir aber keine Vorschriften gemacht, ob und wie ich zu berichten habe.
(Fotos: Joas Kotzsch)
[…] ist aber kein tragendes Element. Darüber hinaus hat Impulse – anders als in der Vorgängershow „Appartement“ – keine Story. Sie ist mehr eine Abfolge von Einzelakten des Künstlerensembles, bei denen das […]
[…] von Einzelakten sind, denn ein homogenes Ganzes. Da waren Shows wie „Talents“ oder „Appartement“ eindeutig stärker. Alles in allem ist Slow aber wieder eine sehr gelungene Show, die ich gerne […]